comments on noise99

a) dirk schröder - leseanweisung

b) bov/  //:klickeratur (auszug), 'scheinschlag 3/99'

c)

a) auf anfrage von guido g. postet dirk schröder eine leseanweisung für noise 99 in dei Mailingliste netzliteratur. sie liest sich wie folgt:

|>>>http://literatur.lake.de/in/og/n99/ss1.html
|>dirk soll dir das mal erklaeren, der findet's gut, also ist er
|>verantwortlich.

| Danke Oliver!
| Dirk! Ich lausche!
| :o) Guido.

o Guido,
folge folgendem Weg:

SIEH!
lies nicht.

Speichere alles auf deine Festplatte,
lehne dich zurueck.
Sieh das Weiss.

Sieh auch das Gruen links oben.
Lies.
Freu dich an den Saetzen. Es sind
sehr schoene darunter. Lass das auf
dich wirken.

Lies jetzt,
aber wirklich erst jetzt,
das tuerkise Quadrat rechts oben.
Aber:
lies links wiederum mit
und zwar
vor allem links.

Lies rechts also nur soweit du es
neben dem Text links schaffst.

Tue das solange, bis du es geniesst.

Dann lies unten links.
Du verstehst mich?
Soweit du es neben den beiden oberen Texten schaffst.

Tue das solange, bis du es geniesst.

Wenn dir jetzt langweilig wird,
dann lasse dich
vom duesterrechtsuntern Quadrat
unterhalten.

Damit ist die Version abgeschlossen.
Man koennte aber die Quadrate
mit Bildern hinterlegen die,
auch was zu sagen haben.

Ein noise 99 reicht fuer immer.

Du kannst, wenn du eins hast,
eigene Assoziationen und
Erfahrungen aufnehmen.

Die Zahl der Quadrate erweitern.

Es passt auf einen Mini-PC
fuer die Jackentasche
und ist alles, was du brauchst.
Es ist gratis im Web
http://literatur.lake.de/in/og/n99/ss1.html

Es ist ein Text von Oliver.
Er gefaellt mir.
Aber gefaellt er Oliver?
Ist Oliver, der Autor des Textes im Gruen,
wirklich der Oliver, der sich solche tuerkisen
Gedanken macht?

Das Netz, beinahe fleischfarben unten links
stuetzt, antwortet.

Das mit der Unterhaltung unten rechts
hab ich erfunden - denn da steht ja noch
gar nichts. Tja, macht nichts.

Poetischer und analytischer Geist
fechten in Oliver auf der Buehne mit
kommentierendem Publikum und
unten rechts steht immer "Text".

Das ist ja Exihibitionismus.
Ok.
Schreib eigenes rein.

(Aber druck vorher den Text oben links
aus.)

ja?
dirk
_

alles andere spaeter

b) in der zeitschrift 'scheinschlag 3/99' findet sich in einer besprechung von netzliteratur folgende passage:

Ein Beispiel, wie Literatur sich die Möglichkeiten des Netzes - genauer: die von html & Co. - zu eigen macht, findet sich auf http://literatur.lake.delin/ogIn99/ssl html:

Oliver Gassner montiert seine Texte auf vier farbige Tafeln. Kurze Beobachtungen aus dem ,,Real Life" und Fetzen aus Elektrobriefen stehen neben Reflexionen und Thesen darüber, was Netzliteratur denn nun sei.

Der Clou ist schlicht, aber wirksam: Die Texte wechseln beständig (zügig, aber nicht zu flott), und so findet sich der Leser bald in einer Art Hörspiel für die Augen, in einem strukturierten Schriftspiel wieder, das Konzentration und eigene Assoziationen fördert und eben nicht mit "interaktiven" technischen Mätzchen erschlägt. (bov/ igw)

c) http://www.gazette.de/Archiv/Gazette-24-April2000/Interview.html, Interview mit Privatdozent Dr. habil. Andreas Schumann,
Literaturwissenschaftler, Universität München

Glauben Sie wirklich, daß Hyperfiction neue Gattungen schaffen kann? Gattungen haben sich doch im Lauf der Literaturgeschichte als verhältnismäßig resistent gegen neue Medien gezeigt.
Ich will Ihnen ein konkretes Beispiel geben: "
noise 99" von Oliver Gassner. Es ist ein nicht- interaktiver Text, der in vier farblich verschieden unterlegten Quadraten abläuft. Rechts unten sieht man auf schwarzem Hintergrund drei oder mehr weiße Punkte - das ist das Feld zum Ausruhen für die Augen. Im Feld links oben läuft ein dialogisch aufgebauter Roman ab, im Feld darunter findet sich eine literaturästhetische Debatte über das, was im Romantext darüber gerade abläuft, und rechts oben stehen verschiedene persönliche Bemerkungen des Verfassers zu dem, was in den beiden linken Feldern gerade vor sich geht. Alle Felder wechseln ihre Inhalte in nachvollziehbarer Geschwindigkeit, aber in einer nicht sofort zu knackenden Kohärenz.
Die Kombination dieser - hier vielleicht noch traditionellen - Felderinhalte hat ihren ästhetischen Reiz, und es wäre schwer, dieser Form einen zutreffenden Gattungsnamen zu geben.

[Wäre es, wenn es nicht (sofern man erlaubt) es nicht schon einen gäbe: "dynamic poetry" - zumindest kommt es dem nahe.]




oliver gassner

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