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Regionale Weinprobe mit überregionaler Prominenz
Christina Fischer ("Kochduell") präsentiert Vaihinger Weine im Kern-Keller
Man müsste sich das vorstellen: Ein schwäbischer Wirt reist nach Köln oder Dortmund und hält vor Bierkennern und Braumeistern einen Vortrag über die Biere des Rheinlands. Könnte das gut gehen?
Christina Fischer hingegen ist aus Köln, Restaurantleiterin, Wein-Dozentin und Sommelière, also "Weinkellnerin". Sie war auf Einladung der Buchhandlung Kern in Vaihingen um eine Weinprobe zu moderieren - mit Weinen aus Vaihingen und Umgebung.
Christina Fischer ist nicht nur vielen Fernsehzuschauern aus der Sendung "VOX Kochduell" bekannt, bei der sie zu Überraschungsmenüs Wein empfiehlt, sie ist auch Jurymitglied einiger Weingremien und wurde national und international mit Weinkenner-Preisen bedacht.
Wer nun ein todernstes Zelebrieren von Weinritualen erwartet hatte, der wurde aufs Angenehmste überrascht. "Ich war mal in einem 3-Sterne Restaurant angestellt, aber nicht lange: Ich habe zu laut gelacht.", gesteht die Weinexpertin augenzwinkernd. Und auch an dem Abend im Kern-Spitalkeller ging es eher heiter als besinnlich zu. "Es wird anstrengend für Sie.", ergeht gleich am Anfang die Warnung, "Von den acht teilnehmenden Betrieben werden wir insgesamt 16 Weine probieren, wenn Sie die Gläser immer austrinken, haben Sie am Ende eineinhalb Liter Wein intus."
Den Anfang machte ein Begrüßungssekt aus dem Weingut Andrea Zimmermann, die auch gleich zur Demonstration Sektflaschen in unterschiedlicher Reife mitgebracht hatte, denn sie praktiziert die "traditionelle Flaschengärung", die man nach einem Gerichtsurteil nicht mehr als "Champagnermethode" bezeichnen darf.
"90 Prozent der in Deutschland gekauften Sektflaschen gegen für unter fünf Mark über den Tisch. Für den Preis kann man keine Qualität bieten, wenn man allein bedenkt, was Flasche, Korken, Etikett und Agraffe kosten.", klagt Christina Fischer und wirbt für Winzersekt - der in ihrem eigenen Restaurant in Köln zum Leidwesend er Champagnerhändler vor allem ausgeschenkt wird. Andrea Zimmermann ergänzt: "Sie bekommen bei Winzersekt ein hochwertiges Produkt für einen niedrigen Preis."
Überhaupt ist Christina Fischer Traditionalistin, weder neue Mode-Rebsorten wie "Regent" noch neue Qualitätsstufen, wie "Classic" haben es bei ihr leicht. Doch sowohl die "1997 Regent Auslese trocken" von Armin Nonnemacher als auch der von Alfred Weiberle für die "Weingärtner Horrheim-Gündelbach" präsentierte "2000er Classic Trollinger" überraschten sie positiv und zeigten ihr, dass in der Region Weinbau auf hohem handwerklichen Niveau betrieben wird. Jederzeit ist sie dafür zu haben durch Mischen von Weinen dem Getränk etwas Gutes zu tun. Bis zu 15 Prozent eines Weines dürfen aus andern Rebsorten bestehen, und das sollte man, meint sie, auch zum Wohl des Geschmacks ausnutzen.
Immer wieder betont die Fachfrau, dass man sich doch auf Weine konzentrieren möge, die nur in unseren Breiten besonders gut gedeihen und bei denen die regionalen Winzer besonders qualifiziert und erfahren seien. Es sei sinnlos zu versuchen Stahltank-Chardonnays zu produzieren, bloß weil die gerade international in Mode seien. "Ich bin ein Riesling Fan.", bekennt Christina Fischer und das Leuchten im Gesicht kommt nicht vom Alkoholgehalt des edlen Tropfens.
"Alle Mercedes-Klasse-Weine haben Holz," erklärt die Fachfrau und lobt in den höchsten Tönen Betriebe, die sich dem Weinausbau in ausgebrannten Eichenfässern verschrieben haben. Das Weingut Sonnenhof in Gündelbach gehört hier zu den Pionieren in Deutschland und Winzer Albrecht Fischer (nicht verwandt oder verschwägert mit der Weinkritikerin) musste anfangs herbe Kritik für seine Holzfass-Lagerung ("Barrique") einstecken. "Ein Winzer kann nur einmal im Jahr ein Experiment machen und zeigen was er kann. Wenn der Wein im falschen Holz liegt, dann kann viel Geld verloren sein.", lobt Christina Fischer den Wagemut. Angenehme Holztöne findet sie auch in der Spätburgunder-Spätlese des Weinguts Faigle.
"Man braucht nicht zu jedem Schinkenbrot den richtigen Wein.", beruhigt die Expertin, findet aber gerade zu diesem Zweck bei den Trollingern und Lembergern des CJD Jugenddorfes Passendes. Interessiert lauscht sie, immer wieder, wenn Winzer aus der Praxis plaudern: Wie man aus einem verhagelten Sommer einen tollen Classic-Wein macht, wie viel Handarbeit Steillagen sind - und gelegentlich schließen die anwesenden Praktiker sogar die eine oder andere Wissenslücke der Prominenten, wenn es um exotische Kreuzungen aus den USA geht. Aber die Winzer sind des Lobes voll und treiben dem Gast die Röte ins Gesicht, wenn sie die humorige und schwungvolle Präsentation loben.
Lob des Gastes für gute Weine aus dem Problemjahrgang 2000 erhielt an diesem Abend so mancher, so zum Beispiel die Winzergenossenschaft Roßwag-Mühlhausen für ihre "2000er Spätlese Lemberger trocken": "Hier kommt mehr Power ins Glas."
Ein Winzer ganz nach dem Geschmack von Christina Fischer ist Bastian Walz, der mit einer Gewürztraminer-Spätlese zum "Dessert" verzückte Gesichter erntet. "Ich mache nur Weine, wie sie meiner Frau und mir selbst schmecken. Und den Gewürztraminer musste ich einfach haben."
"Mein Vater würde sagen: Da hat ein Engelchen auf die Zunge gepinkelt.", kommentiert Christina Fischer die abschließende Riesling Auslese vom "Sonnenhof". Und gibt den Besuchern noch zwei Dinge mit auf den Weg: "Wer beim Weintrinken Bierernst bleibt, der macht etwas falsch, es muss schmecken und Spaß machen." In die Exemplare ihres Kochduell-Weinführers schreibt sie: "Das Leben ist zu kurz, um schlechte Weine zu trinken."
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Bildtext:
Ein Prost mit einem Riesling, dem Lieblingswein von Christina Fischer: Die prämierte Sommerlière und die deutsche Weinprinzessin Friedrun Schwerdtle aus Hochdorf.
Oder
Christina Fischer: "Meine Hochachtung vor Friedrun Schwerdtle, der Württembergischen Weinkönigin und deutschen Weinprinzessin, und dem was sie ein Jahr lang für ihre Region und den deutschen Wein tut."
Zitate:
"Halbtrocken ist ein Unwort. Wenn der Wein harmonisch ist, dann rede ich nicht von Säure oder Zucker."
"Meine Hochachtung vor Friedrun Schwerdtle, der Württembergischen Weinkönigin und deutschen Weinprinzessin, und dem was sie ein Jahr lang für ihre Region und den deutschen Wein tut."
"Ketchup hat Säure, das ist tödlich für Wein."
"Weißwein zu weißem Fleisch und Rotwein zu dunklem Fleisch, das ist Unsinn. Es kommt auf die Sauce an. Wenn die zum Beispiel fett ist, dann passt kein Riesling."
"Französisch klingt einfach besser. <
> sagt man nicht, das heißt <>."
"Immer daran denken, dass das Leben viel zu kurz ist, um schlechte Weine zu trinken."
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