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Meditation bei Kerzenlicht - Kerzenlicht im Kreuzgang

Reihe "musica sacra" im Kloster Maulbronn

In einer Reihe von Kirchenkonzerten besonderer Art erforschen das Klosterpfarramt und die evangelische Kirchengemeinde Maulbronn die Beziehung von klösterlicher Erfahrung, Gebet und Musik. Das Psalmenzitat "und dennoch bete ich" steht über der ganzen Reihe, die noch bis zum 22. Juni dauert.

Bei der Auftaktveranstaltung, die unter dem Motto "Dein ist der Tag, Dein ist die Nacht" stand, sang der Kammerchor Maulbronn unter der Leitung von Jürgen Budday und Begleitet von Erika Krautter-Budday auf der Orgel musikalische Tagesgebete in der klösterlichen Tradition - deckte dabei allerdings ein breites musikalisches Spektrum ab. Doch nicht nur die Auswahl der Musikstücke war besonders. Das Konzert war in einen Gottesdienst eingebettet, der mit Chorstücken in Garten, Kreuzgang und Refektorium begann, mit einer Singprozession in die Kirche führte und mit einer Kerzenprozession in den ebenfalls kerzenbeleuchteten Kreuzgang und einer Meditation endete.

Was als Gedanke hinter diesem Arrangement steckt, wurde durch die begleitenden Meditationstexte von Klosterpfarrer Klaus Hoof deutlich. Wenn das auch als gewagtes Unterfangen scheinen mag, so versuchten hier Pfarrer und Chor den Besuchern einen Hauch von dem zu vermitteln, was den Mönchen früher der Wechsel von alltäglicher arbeit und von Musik begleitetem Gebet im sakralen Raum bedeutete.

Zeit, so erläuterte Hoof, sei dem Mönch nicht wie jetzt deswegen wertvoll gewesen, weil sie so knapp sei und schnell verrinne sondern weil sie die Möglichkeit eröffne im Jetzt einen Kontakt zu Gott herzustellen, weil die Zeit einen Raum schaffe für etwas, "das größer ist als ich".

Und dieser Raum wird geschaffen durch das musikalische Gebet, von dem der Chor ein breites Spektrum präsentierte: Vom protestantischen Kirchenlied, dem Gerhardtschen "Geh aus mein Herz und suche Freud", über Max Regers Morgengesang, Nachdichtungen tausend Jahre alter Gregorianik, altkirchlichen Hymnen, orthodoxen Lobliedern modernen Kirchenliedern der Nachkriegszeit, Melodien und Texten aus dem französischen Ökumenekloster Taizé bis zu anspruchsvollen modernen Chorwerken, wie dem "Komm süßer Tod" von dem 1915 geborenen Norweger Knut Nystedt, bei dem sich der Kammerchor in gleich 5 vierstimmige Chöre aufteilte und das sehr meditativ geprägte und den Text nahezu völlig in Laute auflösende Chorwerk zu Gehör brachte.

Weitere Konzerte beginnen jeweils um halb Sieben abends mit einem Vespergottesdienst, dem klösterlichen Abendgottesdienst. Im Herrenrefektorium und im Kapitelsaal werden die Pfarrer Hoof und Egerer dann jeweils zum Thema des jeweiligen Abends sprechen, im Anschluss finden die Konzerte statt, die wiederum wie schon das erste Konzert in die Möglichkeit zur Meditation in Kerzenbeleuchteten Klosterräumen münden. Eröffnungs- und Schlussgottesdienst werden von den lokalen Ensembles gestaltet, die Konzerte im Laufe der Woche von Gästen: Am Sonntag spielte "Cantus Cölln" die "Selva morale et spirituale" von Monteverdi, am Mittwoch die "Electric Seraphim", am Donnerstag ein Orgelkonzert.

Der 21. Juni bildet den Höhepunkt der Reihe: von 8:30 Uhr bis 22:30 Uhr gibt es einen "Klostertag" mit Tageszeitgebeten, Workshops und einem Abschlusskonzert mit zisterziensischer Gregorianik vom Heidelberger "ensemble officium". Der Abschlussgottesdienst am Sonntag morgen beendet die Reihe "musica sacra".

Siehe auch die Fotostrecke zum Artikel.


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