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Sommertreff der Knatterkisten

"2. Sersheimer Oldtimertreffen" - Ausfahrt mit Traktoren, Motorrädern und Autos

(go) 80 Motorräder, 25 Autos und 10 Traktoren parkten am Sonntag auf Einladung des Motorsportclubs RCO Sersheim beim "2. Sersheimer Oldtimertreffen" an der Sport- und Kulturhalle in Sersheim. Bei zwei Rundfahrten chauffierten die Fahrer ihre Traktoren durch Sersheim und ihre Motorräder und Autos durch den Stromberg.

"Als junger Kerl hatte ich nie ein Motorrad.", erzählt Walter Setzer aus Sersheim. "Geträumt hab ich schon von einem, aber, um ehrlich zu sein: Ich war halt als Schwob zu knickrig. Und außerdem hab ich gedacht, dass ich sowieso keine Zeit zum Fahren habe." Jetzt ist Walter Setzer pensioniert und hat sechs Motorräder. Alle von BMW, alles Oldtimer. Das älteste ist ein Baujahr 53. Und Zeit zum Fahren nimmt er sich heute auch.

Zwei Motorräder hat er zum Oldtimertreffen in seinem Heimatort Sersheim mitgebracht. Darunter eine BMW R60/2 von 1966 mit Seitenwagen. "Das ist eine der letzen BMWs, die serienmäßig für Seitenwagenbetrieb vorgerüstet sind.", erklärt er. Vor 5 Jahren hat er die Maschine in Plastiksäcken als Materialsammlung in Jugoslawien gekauft, wohin sie irgendwann zwischen 1968 und 1970 gelangt sein muss. 220 Arbeitsstunden später stand das Prachtstück rekonstruiert vor ihm. "Diese Maschinen haben sie in Jugoslawien sogar zum Pflügen eingesetzt. Und im Seitenwagen waren Blumen gepflanzt. Nur noch die Oberschale war erhalten, der Rest war weggerostet."

Vor dem Krieg hat Walter Setzer Automechaniker gelernt. Diesen Beruf hat er aber aus gesundheitlichen Gründen nie ausgeübt. Vor acht Jahren, erzählt er, sei er zu einem Oldtimer gekommen "wie die Jungfrau zum Kind". Ein Bekannter habe ihm angeboten er könne eine vergammelte BMW R60/5 für 2000 Mark haben. Ein unbedachtes "Mach halt!" und das Motorrad stand bei ihm.

"Meine Frau fährt am liebsten in der Seitenwagenmaschine mit. Da braucht man sich nicht in die Kurve zu legen."

Während wir reden kommt ein Interessent: "Darf ich mich mal draufsetzen? Was kostet das Motorrad?". Walter Setzer lächelt nur höflich. Später nennt er immerhin einen Preis: 18 000 bis 20 000 Mark müsse man schon für ein solches restauriertes Motorrad hinlegen.

Und warum BMW? "Das sind einfach wunderschöne Maschinen.", schwärmt Walter Setzer. Sein Traum jedoch ist eine Motoguzzi. Und das hat einen fast geschichtlichen Hintergrund. Walter Setzer war im zweiten Weltkrieg in Italien eingesetzt und seine Einheit hatte 1944 Aufständische, die sich gegen Mussolini aufgelehnt hatten, zu entwaffnen. Dabei fiel Walter Setzer ein Motoguzzi-Motorrad in die Hände, das er so lange fuhr, bis das Benzin leer war und dann zurücklassen musste. "Aber Motoguzzi-Oldtimer sind einfach zu teuer.", bemerkt er traurig.

"Die NSU Max nennt man auch Supermax, sie war zu ihrer Zeit eines der schnellsten 250er Motorräder." Walter Haumacher aus Sersheim ist stolz auf seine Maschine, ein in blaumetallic lackiertes Schmuckstück aus dem Jahr 1962. Etwa 135 Spitzengeschwindigkeit sind immerhin drin. Vor sechs Jahren hat der jetzige Besitzer das Fahrzeug in Backnang gekauft. "Sie war noch an einem Stück, aber ansonsten war der Zustand 4-5.", sagt Walter Haumacher und erklärt, dass es für den Zustand von Oldtimern ein festgelegtes Notensystem gibt. Inzwischen sei das Motorrad wieder voll in Schuss: "Eimol natappe und die läuft", lobt der Sersheimer sein Gefährt.

Mit seiner Supermax unternimmt er auch längere Fahrten bis nach Tschechien zu Oldtimertreffen oder Rennen. Und vom Hockenheimer Klassikrennen gab es dann auch eine Anekdote zu berichten: "Da sind andere, die ihre 125er-Maschinen rennmäßig frisiert hatten zuerst an mir vorbeigezogen. Ich hatte keine Lust meine Maschine zu risikieren, weil ich zu schnell in die Kurve fahre. Aber in der langen Zielgerade hab ich einfach Gas gegeben und bin an ihnen vorbeigezogen."

Das älteste Fahrzeug des Treffens kommt aus Ehningen: Eineinhalb Jahre arbeiteten Willy Hoffmann und sein Enkel Jürgen daran, einen Hanomag WD von 1927 zu restaurieren: Aus drei Fahrzeugen gelang es ihnen, einen Schlepper mit Doppelvergaser zu rekonstruieren. Das Gefährt arbeitet nämlich sowohl mit Benzin zum Anlassen und dem früher deutlich billigeren Petroleum für den normalen Fahrbetrieb. Bei der Untersuchung der drei Ausgangsmotoren hatte sich herausgestellt, dass alle drei defekt waren. Man musste also auch den Motor aus drei defekten Antrieben zusammenzubasteln. Großvater und Enkel sind beide nicht "vom Fach": Jürgen Hofmann ist Schreiner, sein Großvater gelernter Landwirt. Willy Hoffmann hat zu Hause eine Sammlung von 20 Oldtimern. Die ältesten Stücke sind eine fahrbare Holzsäge von 1912 und ein LKW von 1914.

Ggf Kasten:

Zustandnoten von Oldtimern

Note 1

Makelloser Zustand. Keine Mängel an Technik, Optik und Historie (Originalität). Fahrzeug der absoluten Spitzenklasse. Wie neu (oder besser). Sehr selten!

Note 2

Guter Zustand, Original oder fachgerecht restauriert. Mängelfrei, aber leichte Gebrauchsspuren. Keine fehlenden oder zusätzlich montierte Teile (Ausnahme: Wenn es die StVO verlangt).

Note 3

Gebrauchter Zustand. Normale Spuren der Jahre. Kleinere Mängel, aber voll fahrbereit. Keine Durchrostungen. Keine sofortigen Arbeiten notwendig. Nicht schön aber gebrauchsfähig.

Note 4

Verbrauchter Zustand, eventuell teilrestauriert. Nur bedingt fahrbereit. Sofortige Arbeit notwendig. Leichtere bis mittlere Durchrostungen. Einige Teile können fehlen oder defekt sein. Aber: Immer noch relativ leicht zu reparieren (bzw. restaurieren).

Note 5

Restaurierungsbedürftiger Zustand. Nicht fahrbereit. Schlecht restauriert bzw. teil- oder komplettzerlegt. Größere Investition nötig, aber noch restaurierbar. Fehlende Teile.

Bildtext "Seitenwagen": Auf seiner BWM R60/2 mit Seitenwagen: Walter Setzer aus Sersheim mit Beifahrer Klaus Misoch vom "Stromberger Veteranen-Fahrer e.V."

Bildtext "Schlepper": Jürgen Hoffmann aus Ehningen auf einem Hanomag WD von 1927. Eine Straßenzulassung hat der mit Vollgummireifen ausgestattete Schlepper nicht.

Bildtext "Supermax": "Mit Motorrad meint man Max" war der Slogan von NSU für seine Zweiräder. Walter Haumacher aus Sersheim ist stolz auf die "Supermax" von 1962. Von 1953 bis 1955 war NSU mit diesen Maschinen dreimal Weltmeister im Straßenrennen.

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