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Von Oliver Gassner
Es ist Tradition im Stuttgarter Schriftstellerhaus, Autorinnen und Autoren nicht in einer Lesung sondern im Gespräch zu präsentieren. Der neue Hausherr Jochen Kelter stellte als erstes den 1945 geborenen Schweizer Autor Klaus Merz vor.
Dorfgeschichte und Identitätsfindung waren die Motive des einleitenden Kurztextes "Lokale Erwärmung" und damit waren gleich zwei typisch schweizerische Elemente aufgerufen. Jochen Kelter fragte den Gast nach dem Verhältnis von Dialekt und Hochsprache. "Ich schreibe meist auf Schriftdeutsch und wenn ich schreibe, dann denke ich auch auf Schriftdeutsch." Er lasse aber Dialektales bewusst stehen, wenn er meine, dass es verständlich sei, erklärte Merz. Außerdem fungiere der österreichische Verlag "aus dem Abseits" als Kontrolle.
Der Autor wird gebeten sein Bonmot, dass Bücher nicht aus Schicksalen sondern aus Worten bestünden, zu erläutern. Er wolle sich nicht als Autobiograph und Nostalgiker vereinnahmen lassen: Eine hochinteressante Geschichte habe jeder von uns, wesentlich sei die Umsetzung in eine literarische Sprache. Dennoch sei ein wichtiger Beweggrund zum Schreiben die Selbstvergewisserung.
Gedichte über das Schreiben zeigen die besondere Haltung von Klaus Merz zur Sprache: Der Lyriker wird zum Jäger, der sich geduldig nach Beute sehnt. Geduld wird für Klaus Merz bald bei einem sechsmonatigen Stipendium in Venedig wichtig werden: "Ich werde mich ganz auf die Stadt einlassen und bin gespannt was geschieht." Eine besonders große Rolle für ihn spiele die Prägung der ersten sieben Jahre seines Lebens. Merz wuchs im ‚Mittelland' der Schweiz auf, zwischen Zürich, Luzern, Biel und Bern: "Im Norden sieht man den Schwarzwald, im Süden die Alpen, im Osten leuchten nachts die Lichter von Zürich und im Westen erhebt sich der Sendeturm von Radio Beromünster, das war im Krieg der letzte freie Sender." Mitten auf dem Lande sei man so auch von der Welt umgeben. Klaus Merz hat immer wieder längere Zeit in großen europäischen Städten verbracht, ist aber immer wieder in seine ländliche Heimat zurückgekehrt. Besonders eindrucksvoll war für ihn das Aufwachsen im Grenzland zwischen dem protestantischen Kanton Aargau und dem katholischen Kanton Luzern. "Man konnte nicht mit nacktem Oberkörper durch ein katholisches Dorf radeln, das war anstößig. Andererseits gab es dort die Fastnacht, bei der die Leute noch mehr abwarfen als nur das Oberhemd. Das hat mich fasziniert."
Und wie lebt man vom Schreiben? Er sehe auf Autoren mit einem Brotberuf nicht herab, denn die Haltung, dass man sich ganz auf das Schreiben einlassen müsse, sei oft nur dadurch möglich, dass eine gut verdienende Ehefrau dies ermögliche. Einnahmequelle von Klaus Merz sind vor allem Auftritte und Lesungen wie diese. Beklagenswert am Literaturbetrieb sei, dass momentan junge Autorinnen wie Zoe Jenny zunächst in den Himmel gehoben würden um dann ein "Tontaubenschießen der Feuilletons" zu veranstalten.
Den Schluss bildet ein lyrischer Gang durch ein Naturkundemuseum. Es ist ein Abschied, denn das Museum soll von einem Ort der Vitrinen zu einer digitalen Lernwelt umgebaut werden. Der Sinnlichkeit der Ausstellungsgegenstände entspricht bei Klaus eine Ästhetik der Sprache, der Vorstellungskraft der Besucher das Lebendigwerden der Exponate.
Das Konzept des Schriftstellerhauses geht auf: Statt nur Texten zuzuhören lernt man einen Autor kennen, es bleibt nicht nur beim Zwiegespräch mit dem Moderator, das Publikum diskutiert mit und es entsteht Salonatmosphäre.
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