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Auf eine Reise durch die Geschichte des Humanismus vom alten Griechenland bis zur Moderne entführte Privatdozent Dr. Wolf-Daniel Hartwich von der Universität Heidelberg seine Zuhörerinnen und Zuhörer beim sonntäglichen Jour-Fixe im Faustarchiv Knittlingen. Dabei stand der Humanismus bei Thomas Mann und Sigmund Freud im Mittelpunkt. Alle zwei Monate finden im Faustarchiv allgemeinverständliche Vorträge statt, die sich an ein breites Publikum wenden. Im Anschluss entsteht bei Kaffee, Saft und Gebäck Salonatmosphäre und es kann in zwanglosem Rahmen diskutiert werden.
Beginnend mit einer Griechenland-Idealisierung durch lateinische Autoren wie Cicero stand der Humanismus in seiner wechselvollen Geschichte immer für das Bildungsideal des "menschlichen Menschen nach antikem Vorbild". Dabei wird "das Menschliche" nicht als angeboren betrachtet sondern als Endergebnis einer Bildungserfahrung.
Eine Wiedergeburt erlebte der Humanismus in der Renaissance des 15. Jahrhunderts. Sowohl antike Kunst als auch antike Wissenschaft suchte man nicht nur zu kopieren sondern auch weiterzuentwickeln. Obwohl man sich intensiv mit antiken Mythen und gar antiker Magie beschäftigte, stellte man das Christentum nie in Frage - das taten erst die deutschen "Klassiker". Dieser "historische Humanismus" gilt als Vorläufer von Aufklärung und französischer Revolution und damit als Keimzelle der demokratischen Staatsidee. Antike Kunst und Mythologie bildeten den Kern des "Neuhumanismus" der Weimarer Klassik. Goethe und Schiller begriffen allerdings die Antike als allgemein gültiges Vorbild und weniger als vergangene Epoche.
Erst um die Wende zum 20. Jahrhundert entdeckte man bisher vernachlässigte Aspekte des antiken Humanismus wieder: Die bildend-aufklärerische Wirkung der Naturwissenschaft und den Mythos, der den Weg zum "Menschlichen im Menschen" weist. Während Freud als Wissenschaftler und Absolvent des humanistischen Gymnasiums auf die Segnungen der Wissenschaft für die Selbsterkenntnis des Menschen setzte, war Thomas Mann ein Bildungsschriftsteller, der eher auf die Kunst und den Mythos setzte, um den Menschen zu sich selbst zu führen.
Sowohl Mann als auch Freud hatten sich intensiv mit Leonardo da Vinci als einem Vertreter des historischen Humanismus auseinandergesetzt; Und beide sahen sich selbst als Nachfolger des Neuhumanisten Goethe.
So stellen sich die modernen Humanisten Freud und Mann als Gegner dar. Zu Freuds 80. Geburtstag hält Thomas Mann eine Rede, die Freud in einer Weise darstellt, wie der sich nie selbst gesehen hat: Aus dem Atheisten und Aufklärer Freud, der Religion als eine zu überwindende Zwangsneurose begreift, macht er einen mystischen Vermittler der Seeleneinheit zwischen Gott und dem Menschen.
Erklären lässt sich Manns verzerrende Deutung der Psychoanalyse eventuell dadurch, dass er Freuds Idee, dass künstlerische Aktivität ein Nebenprodukt eine Sexualneurose sei, nicht auf seine verdrängte Homosexualität bezogen sehen wollte.
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