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"Hey, Mühlacker, wollt ihr einen Schlager hören?"
Sie lassen sich das Spotten nicht verbieten
Comedy a capella mit "füenf" im Mühlehof
Parodien und Satiren von "füenf" mit und ohne "Feingefühl"
Die fünf Herren sind in schwarze Anzüge gekleidet und den einen oder anderen davon würden die im Mühlehof anwesenden Damen sicher gerne als Schwiegersohn mit nach Hause nehmen. Wenn sie zu singen beginnen, fast immer ohne instrumentale Begleitung, dann wippt der Fuß mit, es geht harmonisch zu. Doch bald zaubern die "füenf", wie die Vokalgruppe heißt, mit ihrem neuen Programm "Feingefühl" ein Grinsen auf das Gesicht der Zuschauer, und das will zwei Stunden lang einfach nicht schwinden. Denn die jungen Herren aus Baden-Württemberg machen nicht nur Vokalmusik sondern Comedy. Und das stellen sie sofort am Anfang klar, wenn es im Begrüßungslied "Schön euch zu sehn" heißt: "Ihr seid nicht grade anspruchsvoll und wir nicht inspiriert (...)/ Wenn Euch das eine oder andere nicht zum Lachen animiert / Liegt das daran, dass ihr Nasen wieder mal nur die Pointe nicht kapiert.".
So doppelt gemoppelt, wie der Name der Formation ist, so doppelbödig sind auch ihre Lieder. Manchmal muss man genau hinhören, an welcher Stelle sie bekannte Schlager und Hits abwandeln und ihnen dadurch den Teppich unter den Füßen wegziehen.
Da werden Liebeslieder ohne den Ton zu wechseln zu Trennungsliedern und als Gegenprogramm zu Psychogruppen und Orientfanatismus macht man sich über grünteetrinkende Weicheier und fernöstliche Meditation und Kampfkunst lustig: Beim "autoaggressiven Training" demonstriert ein Meister, wie man sich mit einem geschickt geschwungenen Teebeutel Schmerzen zufügt.
Aus "Marmor, Stein und Eisen bricht" machen Pelvis und Lazlo einen Tango mit der Textvariante "Kriminaltango wenn der Regen fällt." Und Lazlos Imitationen latino-karibischer Akzente entführt einem gleich nach Südamerika.
Das Grimassengesicht des strubbelhaarigen Pelvis ist zerknautschter als das von Marty Feldman und er setzt es auch gekonnt ein. Dottore Basso hat nicht nur italienische Vorfahren und ein italienisches Opernsängerformat: Er sorgt auch für wummernde Bässe, italienisches Temperament und darf mehrfach heftig "Stronzo" fluchen, wenn ihn die andren wieder hochnehmen. Der schlaksige Bandleader Justice intoniert nicht nur fiese Liebeslieder ("Du hast mir alles gegeben/ Nur diese eine Sehnsucht wird laut in mir:/Einmal allein sein,/ weit weg von dir") sondern haucht augenzwinkernd und handwedelnd auch die Homo-Hymne "Er gehört zu mir".
Mehrere Solopreise hat seit frühester Jugend bereits "Memphis" eingeheimst und dennoch schafft er es hervorragend sich in die Gruppe einzureihen: Sowohl tänzerisch als auch mit seinen Männertypen-Parodien, vom Autofanatiker bis zum Sitzpinkler setzt er Akzente.
Das Publikum darf, soll, nein, muss mitsingen: bei "Wir lassen uns das Singen nicht verbieten", bei den "Neue Deutsche Welle" Hits von "Sternenhimmel" (füenf-Text: "Kann den Sex mit Tieren Sünde sein") bis zur "Sennerin vom Königssee".
Und so dürfen die "füenf" auch nicht ohne mehrere "letzte Lieder" als Zugaben von der Bühne und der Schreiber dieser Zeilen ist sich nun gewiss: Ja, es gibt Gesichtsmuskelkater.
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