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Bewundert viel und viel gescholten

Bestsellerautorin Amelie Fried plaudert in der Stadtbücherei

von Oliver Gassner

Früher war Amelie Fried, Jahrgang 1958, Fernsehmoderatorin und schrieb gelegentlich Glossen. Heute sagt sie: "Ich bin eine Autorin, die einmal im Monat eine Fernsehsendung macht." Ihre TV-Karriere begann 1984 und reicht von "Live aus dem Alabama" über "Live aus der Alten Oper" zu der Talksendung "3 nach 9" im NDR. Seit 1995 ist sie mit unterhaltenden Frauenromanen sehr erfolgreich. Mehrere Medienpreise erhielt Amelie Fried für ihre Fernseharbeit und ein Kinderbilderbuch wurde mehrfach ausgezeichnet. Die Autorin gastierte am Freitag bei der SWR- Reihe "Autoren im Gespräch" im Willhelmspalais.

Im Publikum saßen über 100 Frauen, im Alter beginnend etwas über dem der Roman-Heldinnen und mitgenommen wirkende vereinzelte Männer. Gesprächspartner Wolfgang Niess verstand es, die Autorin in verschiedensten Blickwinkeln zu präsentieren.

Unvermeidlich war die Frage, wie Amelie Fried den 11. September erlebt hat. Am Dienstag fiel die erste Veranstaltung der Lesetour zum neuen Buch "Glücksspieler" natürlich aus, doch an den folgenden Tagen zeigte sich eine, so Fried, "fast hysterische Ausgelassenheit" der Zuhörer. "Die Menschen waren dankbar, für eineinhalb Stunden vergessen zu können, was sie bedrückt." Auch ihre Kinder verdrängen Nachrichten wie diese, sie halten fern, was sie nicht verarbeiten können. "So machtlos habe ich mich zuletzt gefühlt als ich ein Kind war." Und wie ist es mit der Balance zwischen Familie und Karriere? Amelie Fried zieht den Ausdruck "Berufstätigkeit" vor, da Karriere nach kalter Berechnung klinge. "In zehn Jahren interessiert keinen mehr, wie viele Sendungen ich moderiert habe. Aber dass ich zwei wunderbare Kinder habe, das ist in 10, 20 und 30 Jahren noch wichtig.", so das Fazit von Amelie Fried.

Ihre Karriereanfänge und -sprünge wirken wirklich eher wie Zufälle: Erste Buchentwürfe hatte beispielsweise der Mann einer Freundin, den sie lediglich um Rat gefragt hatte, an fünf Verlage geschickt: Und vier davon wollten gleich das fertige Romanmanuskript kaufen, das es noch gar nicht gab. Über den Anfeindungen der Vergangenheit steht die Autorin heute. "Neid ist eben die deutsche Form der Anerkennung.", scherzt sie. "Ich habe durchaus auch Selbstzweifel. Aber inzwischen weiß ich, was ich kann und was ich nicht kann und glaube nicht immer alles, was Kritiker schreiben."

Amelie Fried gibt sich selbstbewusst aber bescheiden: "Ich möchte gar nicht mit den Maßstäben der Literaturkritik gemessen werden sondern mit denen der Unterhaltungsliteratur." Weltverändernd sollen ihre Bücher gar nicht wirken. "Ich freue mich, wenn die Menschen einen Gedanken oder ein Gefühl aus meinen Texten mitnehmen. Ich möchte lediglich gute Unterhaltung bieten." Zuwider sind ihr Falschheit und Fassade: "Wenn Frauen mit vier Kindern einen Bestseller im Jahr schreiben und lächelnd betonen, das sei alles kein Problem, dann glauben Sie das nicht." Sie schaffe ihr Pensum nur weil sie sehr schnell arbeite, gleichzeitig verschiedene Dinge tun könne und extrem diszipliniert sei.

An Seitenhieben auf Genre-Kolleginnen spart sie nicht. "Schlechte Sprache, schiefe Bilder und Figurenschablonen": Dummer Mann, Powerfrau und blonde sexgeile Werbeassistentin. "Es ist falsch Simmel und Konsalik in einen Topf zu werfen: Konsalik ist trivialer Schrott, Simmel gute Unterhaltung. Ich hoffe, dass die Leute merken, dass zwischen mir und anderer Frauenliteratur der selbe Unterschied besteht." Die Boshaftigkeit, die man ihr sonst nicht so leicht abnimmt, ist eben auch Teil ihres Charakters. Und das nächste Buch soll diesen Charakterzug in skurrilen Kurzgeschichten demonstrieren, Wir sind gespannt.

Amelie Fried: Glücksspieler. Roman. 38,90 DM, ISBN: 3-453-19612-0


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