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Fische mögen Würmer. Aber eben nicht alle Fische. Forellen zum Beispiel fressen lieber Fliegen und deren Larven. Und das machen sich die Fliegenfischer zunutze, die bei Roßwag auf drei Kilometer Länge der Enz ihr Revier haben. Und immer im Spätherbst veranstaltet der Pächter dieser Fischereistrecke Peter Ebert aus Pforzheim, eine Hausmesse seines Angelbedarfsladens; in diesem Jahr zum 15. Mal. Als besonderes Schmankerl gibt es ein Häppchen und einen kleinen Vortrag von Fliegenfischerkameraden Vincent Klink, bekannt vor allem als Eigner und Chefkoch des Ein-Sterne-Restaurants "Wielandshöhe" in Stuttgart und als Fernsehkoch beim SWR.
Bei der Messe in der Roßwager Kelter kann man vom Boot über den Fischanzug über die Sonnenbrille mit korrekter Glasstärke bis zu Fischen in Öl - also gemalten - und "Fliegen" alles bestaunen und kaufen.
Die "Fliegen" dürften jeden Tierliebhaber erfreuen, sie sind nämlich aus im doppelten Sinne ausgefallenen Vogelfedern und diversesten Plastikfasern kunstvoll gebunden. "Ich nehme nur natürliche Stoffe, denn wenn man in der Natur einem Lebewesen nachstellt und versucht, dessen Beute zu imitieren, dann sollte man das auch mit dem passenden Material tun", erklärt der Fliegenbinder Lothar Hammer seine Grundsätze. Nur Hechte stehen so sehr auf Glitzerzeug, dass auch Hammer zu neonfarbigen und silberglänzenden Kunstfasern greift. "Mich reizt inzwischen das Fliegenbinden mehr als das Angeln, hier hab ich mehr Raum für Kreativität", stellt Lothar Hammer fest. Unter seinen geschickten Händen entstehen kleine Faser-Bündelchen, die zum Beispiel der Forelle genau die Sorte Fliege vortäuschen soll, die zu diesem Zeitpunkt frisch auf ihrer Speisekarte steht.
Vom Essen hat es naturgemäß auch der Fernsehkoch Vincent Klink in seinem kleinen Vortrag. Wer einen Probehappen exquisit zubereiteten Fisches erwartet hat, sieht sich getäuscht: Es gibt Hasenpastete in der Kruste mit Quittenmus. "Ich hab mir gedacht, dass viele von Ihnen von Fisch schon die Nase voll haben", meint Klink schelmisch. Um Hasen und dann auch um Störe und deren Kaviar geht es in seinem kleinen Vortrag über die Verantwortung des Menschen für die Balance in der Natur. Denn Hasen kommen erst in diesem Jahr wieder auf Klinks Speisezettel: Die vom Menschen geschützten Greifvögel haben die Wildhasen so dezimiert, dass zur schmackhaften Zubereitung kaum Exemplare in Vincent Klinks Küche gelangen. Nur dieses Jahr gab es nennenswerte Beute. Auch mit Kaviar vom Stör hat sich Klink zurückgehalten, denn was an er russischen Küste des Kaspischen Meeres passiert, kann er nicht gutheißen: die Hälfte alles dort gewonnene Kaviars ist gewildert, die Fischbestände leiden, die vergifteten Fluten der Wolga tun das Übrige.
Im Iran geht man einen anderen Weg, berichtet Klink. Dort sind nicht nur die Küsten wegen fehlender Industrie sauberer, man hat auch den ansässigen Fischer schlicht das Fischen verboten und stattdessen Bergbewohner als Arbeitskräfte importiert, die, unabhängig von lokalen Wilderer-Seilschaften, so fischen wie es sich gehört. Iranische Kaviardosen werden mit Gütesigel und Kontrollnummer versehen. Über die Einhaltung der Vorschriften wachen an der Küste bewaffnete Wachen.
"Wenn Sie im Flughafen-Shop billigen russischen Kaviar kaufen, dann ist das die Ausschussware aus dem Iran", warnt Kling seine Sportkameraden. Das Beispiel Iran zeige, dass man die Natur, die wir bereits massiv geschädigt haben und die sich nicht mehr selbst ins Gleichgewicht finden kann, nicht im Stich lassen darf, sondern dass nun Eingriffe des Menschen nötig sind, um Arten zu erhalten. "Gäbe es keine Fischer, die ein Interesse an der Hege und Pflege der Flüsse und des Fischbesatzes hätten, es gäbe keine Fische in unseren Flüssen mehr", mahnt abschließend Vincent Klink.
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