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Hanns Eislers politische und andere Lieder bei einem Liederabend im Knittlinger Steinhaus.
Als Finissage zur Hanns-Eisler-Ausstellung im Faust-Archiv gab es im Knittlinger Steinhaus einen Eisler-Liederabend, der die Entwicklung des Komponisten über fast 40 Jahre nachzeichnete. Als Moderator führte Gottfried Retsch durch das umfangreiche Programm.
Über Wien, Berlin, ins Exil nach Hollywood und zurück nach Ost-Berlin führte der Lebensweg eines der größten deutschen Komponisten.
Noch bevor er bei Arnold Schönberg in Wien Komposition studierte, vertonte Eisler 1917 während seines Kriegseinsatzes einige "Galgenlieder" des unkonventionellen Poeten Christian Morgenstern und eröffnet damit auch musikalisch originelle Perspektiven auf eine absurde Welt: Da unterhalten sich Tannen ("knack, knack"), die Probleme verliebter Flaschen werden behandelt, wuselndes Ungeziefer stört ein Ruhestündlein in der Wiese, ein Würfel philosophiert über Licht und Dunkel oder zwei Trichter machen einen Mondspaziergang. Mit ausdrucksstarkem Minenspiel und voller Stimme präsentiert diese Phase von Eislers Schaffen die Mezzosopranistin Malika Reyad, begleitet am Klavier von Mariko Yamaguchi und später von Volker Eckerle.
Politisch wird Eisler (1898-1962) dann mit seinem Umzug nach Berlin Anfang der 30er-Jahre und durch seinen Kontakt mit dem Dramatiker Bertolt Brecht, dessen Gedichte er vertont und für den er Theater- und Filmmusiken schreibt. "Vorwärts und nicht vergessen/Worin unsre Stärke besteht!/Beim Hungern und beim Essen/Vorwärts, und nie vergessen/Die Solidarität!" klingt es von Eisler in Töne gesetzt 1931 in Brechts Arbeiter-Film "Kuhle Wampe".
In seinen "Zeitungsausschnitten" entwickelt Hanns Eisler ein Großstadtlied als Gegenstück zum Volkslied und entwirft so ein Sozialpanorama: "Meine Mutter wird Soldat/ da bekommt sie Hosen an/ mit roten Quasten dran./ Dann kommt sie in den Schützengrab'n,/ da fressen sie die Rab'n."
Eisler war vor allem wichtig, dass Text und Musik im politischen Lied Verständlichkeit und eine "energische und präzise Haltung" transportieren und erklärt: "Ich versuche, mit Mitteln der Musik etwas politische Intelligenz in die Menschen hineinzubringen. Ich weiß, dass viele Leute das nicht mögen, aber da müssen sich die Leute eben ändern." An energische Präzision ließen es dann auch Bassbariton Claus Temps und sein Klavier-Begleiter Frank Reich auch nicht fehlen.
Ab 1938 war der bei den Nazis unerwünschte Komponist im Exil, zunächst in Spanien, dann in den USA. Dort entstand nach Texten von Mit-Exilant Brecht das "Hollywooder Liederbuch", das vom Nachdenken über die Heimatlosigkeit, aber von idyllischen Flucht-Momenten geprägt ist. Eisler benutzt für die Exil-Lieder vermehrt die 12-Ton-Technik seines Lehrers Schönberg und wünscht sich von den Vortragenden eher ein "Referat" als "sentimentalen Schwulst".
Als Eisler als Kommunist in der McCarthy-Ära ein zweites Mal ins Exil getrieben wird, findet er in der DDR seine letzte Heimat und wird dort zum repräsentativen aber immer unbequemen Tonsetzer. Er vertont zwar die DDR-Nationalhymne, ist aber von Angriffen des Parteiapparates nie sicher: Seine Faust-Oper kann nicht erscheinen. Dennoch setzt sich Eisler in seinem letzen Lebensjahrzehnt intensiv mit dem DDR-Schutzheiligen Goethe auseinander und vertont Faust-Szenen oder Goethe-Gedichte.
Wie auch bei seiner ersten Berliner Phase sind Eislers Kompositionen jetzt wieder melodischer, erinnern an literarisches Kabarett und lassen sogar Jazz-Elemente anklingen.
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